Die ersten zwei Tage verbrachten wir mit Gesprächen. Wir konnten Kontakt zu den Camp-BewohnerInnen, anderen internationalen Organisationen und zu griechischen Verantwortlichen von Militär, Ministerium und Polizei knüpfen. Wir komponierten und dichteten Lieder um, gestalteten sie mehrsprachig, suchten nach potenziellen Orten für unsere musikpädagogischen Angebote und konzipierten erste Musikstunden.
Nachdem wir uns beim Ministerium vorgestellt, unsere Ideen präsentiert und ein wohlwollendes „Okay“ hatten, ging es los.
Viele vorher gemachten Pläne mussten über den Haufen geschmissen werden, da uns die Gegebenheiten jeden Tag vor neue Herausforderungen stellten. Von dem Anspruch, einen geschlossenen Raum für diese Angebote zu haben, machten wir uns beispielsweise schnell frei.
Wir machten Erfahrungen, die wir in Deutschland so noch nie machten. Anfangs fühlten sie sich an, als würden sie uns in die Knie zwingen. Am nächsten Tag waren sie fast vergessen und konnten mit intensiven, neuen und schönen Erlebnissen überschrieben werden.
Wir musizierten mit unterschiedlichsten Instrumenten, an unterschiedlichsten Orten, mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und jeden Alters. Wir musizierten im riesigen Küchenzelt, im liebevoll improvisierten Baracken-Kindergarten, im „Female Friendly Space“, im Teezelt der Mobilen Flüchtlingshilfe Würzburg und an verschiedenen Orten im Freien. Es gab Kinderstunden im Sinne der Musikalischen Früherziehung. Wir boten Eltern-Kind-Stunden an. Es fanden Mädchen-/Frauen-Musikstunden statt. Wir bauten zusammen Instrumente und malten zu Musik. Bei ganz offen gestalteten Musizierangeboten kamen hauptsächlich Männer, die zusammen trommelten, tanzten, sangen und Saz spielten. Außerdem fand Gruppen-Gitarrenunterricht statt.
In unseren Pausen beschäftigten wir uns mit den Kindern, redeten mit Ihnen und entdeckten zusammen die von uns mitgebrachten Jonglage-Sets. Die Kinder übten fleißig, sodass sie sich innerhalb weniger Tage viele Tricks selbstständig beibrachten und ihr Wissen an andere Kinder weitergaben.
Diese vielseitigen musikalischen Angebote konnten in dieser Qualität nur durch die großzügige Unterstützung verschiedener Privatpersonen, Organisationen und Firmen stattfinden. Wir und auch die vielen musikalischen Menschen, die leider nicht mehr in ihrem Land leben können, sowie alle nachfolgenden Organisationen, die diese Instrumente nutzen werden, sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Großzügigkeit.
Nachdem wir zwei Tage länger als geplant im Camp blieben, mussten wir uns von den großartigen Menschen verabschieden. Uns war es erlaubt zu gehen …
Seitdem wir das Camp verlassen haben erreichen uns Fotos und Videos, auf denen singende, musizierende und tanzende Kinder und Erwachsene zu sehen sind. Außerdem haben wir einen „Instrumenten-Verleih“ etabliert und erfahren, dass die Instrumente jeden Tag ausgeliehen werden. Auch darüber erreichen uns solche und ähnliche Nachrichten: „Die Kinder lieben die Musikinstrumente so sehr, dass wir uns dazu entschieden haben, feste Zeiten für den Verleih der Instrumente einzuführen, um unsere direkten Zeltnachbarn ein wenig zu schonen.“ (Quelle: Facebook – Mobile Flüchtlingshilfe)
Auch die Melodien der Lieder schwirren weiterhin durch das Camp und einige Camp-BewohnerInnen lernen fleißig Gitarre, Saz oder Keyboard.